Interview mit Enzy Kaura

Human Resources Management (HRM) lecturer
Work Integrated Learning (WIL) coordinator
Namibia University of Science and Technology

 

 

Welche Fächer lehren Sie als Dozentin an der NUST?

Ich unterrichte gegenwärtig Managing Employee Performance im Honours-Studiengang und bin WIL-Koordinatorin für die Abteilung Human Resources.

Welches sind Ihre Hauptaufgaben als WIL-Koordinatorin?

Ich bin in der HR-Abteilung für alle Aspekte des WIL-Programms verantwortlich. Ich sorge dafür, dass die HR Studenten die WIL- Anforderungen kennen, und unterstütze sie während des ganzen WIL / Praktikumsprozesses vom Finden einer Praktikumsstelle bis zur Abschlusspräsentation, wo ich als Gutachterin teilnehme. Ich arbeite eng mit unseren Partnern im öffentlichen und privaten Sektor zusammen, unterstütze beim Aufsetzen der Praktikumsvereinbarungen sowie bei der Klärung der Rollen und Verantwortlichkeiten aller Beteiligten. Nachdem das WIL-Programm noch recht neu ist, braucht es ständigen Feedback von allen interessierten Parteien. Ich sammle diese Informationen und passe die Lehrpläne laufend an, um sie für die namibische Realität so relevant wie möglich zu gestalten.

Wie schwierig ist es für die NUST Alumni, eine Stelle zu finden?

Wegen der gegenwärtigen Finanzlage im Lande ist die Arbeitslosenrate auf 34% gestiegen. Bei 90% der staatlichen und halbstaatlichen Personaletats gelten Einstellungsstopps. Es ist wirklich sehr schwierig für Absolventen, eine Stelle zu finden, vor allem in ihrem Studienfach. Viele HRM Studenten arbeiten temporär als Lehrer und suchen nebenbei weiter nach einer festen Anstellung.

Wie lange müssen Studenten im Durchschnitt nach dem Abschluss eine Stelle suchen?

Ich habe keine genauen Informationen zu dieser Frage, aber ich glaube, es dauert im Durchschnitt annähernd ein Jahr. Viele HRM-Absolventen studieren weiter für zusätzliche Qualifikationen, weil sie auf ihrem Studiengebiet keine Stellen finden.

Welches sind die grössten Herausforderungen für Studenten bei der Stellensuche?

Nur sehr wenige Stellen werden ausgeschrieben, und die meisten sind wegen der schlechten Wirtschaftslage eingefroren. Für die wenigen ausgeschriebenen Stellen gibt es viele Bewerbungen, also grosse Konkurrenz. Ein weiteres Problem ist, dass die Unternehmen auch für untergeordnete Positionen viele Jahre Erfahrung verlangen. Eine neue Anforderung bei vielen Stellen ist ein Führerschein. Das stellt für viele Studenten eine zusätzliche Hürde dar. Und ausserdem fehlt den Studenten der Zugang zu Einrichtungen, wo sie kopieren oder Computer und Internet benützen können, um die Bewerbungen elektronisch einzureichen.

Wir möchten gerne wissen, wie die NUST Dozenten und die Wirtschaftsvertreter die Idee der B360 Career Starter Workshops für Hochschulabsolventen aufnahmen und wie sie darauf reagierten.

Die Dozenten werden bei den Meetings informiert, weil sie die Studenten für die Workshops freigeben müssen. Bisher haben sie noch wenig Einsicht in das neue Programm, aber sie sehen es positiv. Sie sind immer damit einverstanden, ihre Studenten zu den Trainings gehen zu lassen.

Weitere B360 Career Starter Workshops sind für die Zukunft geplant. Welchen spezifischen Aufgaben und Herausforderungen werden Sie und Ihr Team begegnen?

Ich kann mir keine konkrete Herausforderung vorstellen. Eine Herausforderung wäre einzig, wenn B360 das Programm einstellen würde, besonders weil die lokalen Koordinatoren noch nicht in der Lage sind, es selbst durchzuführen.

Zum Abschluss der Workshops bekommen die erfolgreichen Absolventen das Career Starter and Work Readiness Certificate. Wie nützlich ist dieses Zertifikat Ihrer Ansicht nach für eine Stellenbewerbung?

Da die Arbeitgeber verlangen, dass die Stellenbewerber Arbeitsfähigkeit beweisen, raten wir den Studenten, das Career Starter and Work Readiness Certificate ihren Bewerbungen beizulegen. Damit können sie zeigen, dass sie ein Training zur Einsetzbarkeit absolviert haben.

Wie bewerten Sie die bisherige Zusammenarbeit mit dem B360 Team in der Schweiz, den freiwilligen B360 Experten, die in Namibia Workshops leiten, und den lokalen Dozenten?

Ausgezeichnet. Sie beherrschen ihr Geschäft und führen das Programm mit viel Energie und auf hoch interessante Weise durch.

Was würden Sie sich von den namibischen Arbeitgebern in Bezug auf ihre Rekrutierungspolitik wünschen, vor allem was junge Leute betrifft?

Sie sollten bei neuen Berufseinsteigern die Anforderungen bezüglich Erfahrung zurückschrauben und bereit sein, Absolventen während ihrer ersten Arbeitsmonate zu schulen.