Prof. Dr. Armin Hollenstein
Prof. Dr. Emeritus, University of Bern
Lecturer in Mathematics Education & Research Methodology
Faculty of Business Administration
Tertiary School in Business Administration, Cape Town
February 26 - March 12, 2018
Only available in German.
Dieser Bericht beschreibt das zweite Kapitel eines intensiven und für mich sehr lehrreichen Einsatzes. Die Fortsetzung der Arbeit an der TSiBA war anregend und im positiven Sinne überraschend. TSiBA ist eine Institution im Umbruch und muss sich neu positionieren. Angesichts einer sehr heterogenen Studentenschaft sieht die Schulleitung Legitimations- und Profilierungsmöglichkeiten in hoher Lehrqualität und daraus folgenden Studienerfolgen.
"TSiBA is a not for profit business school for people who cannot access opportunities, providing full-tuition scholarships. The aim is a business education for people with a social conscience who have the desire and the skills to build our nation." (vgl. www.tsiba.ac.za/who-we-are/about-tsiba). Leider sind die Mathematik-Kurse der TSiBA ausgesprochene «gate keeper», die einen wesentlichen Anteil der Studierenden ihr Studium abbrechen lassen. Ziel unseres Engagements ist, die Erfolgsquote in Mathematik zu steigern durch Individualisierung der Lernprozesse mittels blended learning, einer Kombination von Präsenzlehre und eLearning.
In Zusammenarbeit mit dem Dozenten für Mathematik und der Schulleitung bauten mein Teamkollege Ernst Elsener und ich im Lauf der letzten zwei Jahre die ICT-gestützten Lehr-Lernumgebungen NUM-101 und NUM-102 und führten deren Einsatz vor Ort ein. Während meines Aufenthalts partizipierte ich an Mathematik-Lehrveranstaltungen mit dem Ziel, Unterrichtsstil sowie Studierende in ihren Eigenarten persönlich zu erfahren. In Zusammenarbeit mit Tyson Wadeley (Mathematik-Dozent) entwickelten ich einen online-Übungstest, mit dessen Hilfe sich die Studierenden in der Woche vor der bewerteten Prüfung mit dem online-Testverfahren vertraut machen konnten und auch weiterhin können. Dieser Übungstest wurde intensiv genutzt. Die erste reale online-Prüfung vom 09.03.2018 verlief denn auch ohne Pannen oder Zwischenfälle und damit mehr als zufriedenstellend.
Für diesen Einsatz wurden mit dem TSiBA-Dean spezifische Aufgabenfelder vereinbart:
Entwicklung und Erprobung eines online-Verfahrens für simultanes Prüfen von rund 100 Studie-renden, integriert in das Learning Management System (LMS) Google Classroom@tsiba.ac.za. Prüfungstermin: Freitag, den 09.03.2018, gegen Ende meines Einsatzes. Ziele: (a) Zeitliche Entlastung des Dozenten, (b) Steigerung der Zuverlässigkeit, Konsistenz der Be-urteilung, (c) fundierte Analyse der studentischen Leistungen, (d) Entwicklung eines Standard-Verfahrens für weitere Prüfungsfächer an der TSiBA.
Inhaltliche Weiterentwicklung der Kurse NUM-101 und NUM-102, i.e. deren Neuaufbau in Google Classroom; Arbeiten, die im Nachgang dieses Einsatzes zu leisten sind. Ziel: Prototyp NUM-102 einsatzfähig im Juni 2018.
Das hier entwickelte Prüfungsverfahren nutzt Google Forms, welche als externe Ressource in Google Classroom eingebunden werden. Lehr-Ressourcen sollen frei gemacht werden für eine im TSiBA-Kontext besonders bedeutsame Individualisierung des studentischen Lernens. Dies wurde klar erreicht: Die Zeitspanne zwischen Prüfung und Rückmeldung der Ergebnisse schrumpfte von bisher üblichen 14 Tagen auf deren zwei; dies bei wesentlich gesteigerter Konsistenz der Bewertungen. Die automatisch erzeugte und statistisch aufbereitete Charakterisierung der erbrachten Leistungen ist strukturiert darstellbar (a) nach Aufgaben mit je in Paketen zusammengefassten Lösungsvarianten oder (b) nach Studierenden. Dies ermöglicht eine vertiefte Analyse des Unterrichtserfolgs, i.e. von Fehlertypen und -quellen. Dabei handelt es sich nur zu einem kleinen Anteil um maschinelle Bewertungen basierend auf multiple choice. Die Mehrzahl der Prüfungsaufgaben verlangen eine freitextliche Hinterlegung von mittels «paper and pencil» erarbeiteten Lösungen. Die Bewertung wird inhaltlich vom Dozenten vorgenommen, massiv unterstützt durch Bündelungs- und Rückmeldemechanismen sowie durch vorgängig hinterlegte Bewertungsvorschläge.
Zur Illustration: 47 der 100 Prüflinge fänden für eine Aufgabe die Lösung «x = 7k + 2». Automatisch schlägt das Programm als Bewertung «2 Punkte» vor. Diese Punktvergabe ist manuell durch den lecturer korrigierbar. Zusätzlich steht ein Eingabefenster für eine inhaltliche Rückmeldung zu dieser Lösung z.V. Bewertung wie Rückmeldung werden für alle 47 Studierenden in einem Arbeitsgang vorgenommen, ohne Kenntnis derer Identität. Damit soll verhindert werden, dass Bewertungsmechanismen den Prüfungs-Charakter determinieren und mittelbar auf den Unterrichtsstil durchschlagen. Die Lehre setzt fachliche Ziele, deren Überprüfung ist in kongruenter Weise unterzuordnen. In Zusammenarbeit mit dem TSiBA-Team – und nicht zuletzt dank dessen Vorgaben – erarbeiteten wir als B360-Team für uns neuartige Techniken der ICT-gestützten Leistungsbeurteilung, die auch bezüglich Betrugs-Sicherheit hohe Ansprüche erfüllen: Verhinderung externer Lösungstätigkeit (hier nicht weiter ausgeführt).