Interview mit Philipp Semmler
CDO
Mediaschneider AG, Zürich
Sie haben schon mehrmals B360 Praktikanten betreut. Vor ein paar Tagen ist ein weiterer Student unserer Partneruniversität in Sambia in Zürich angekommen, um sein Praktikum bei Ihnen zu beginnen. Das bedeutet viel zusätzliche Arbeit, Verantwortung und persönliches Engagement für Sie und Ihr Team. Was motiviert Sie dazu?
Die Motivation hat verschiedene Ursachen. Zum einen können wir alle voneinander lernen. Einerseits betrifft das sicher sowohl den Praktikanten als auch unsere Mitarbeiter. Die zusätzliche Belastung der Teams wird meistens durch den sozialen Gewinn mehr als kompensiert. Andererseits wissen wir aus Erfahrung, dass ein Praktikum eine grossartige Gelegenheit für die Studenten aus Sambia bietet und ihr Berufsleben nachhaltig prägt. Es ist eine Freude, dazu beitragen zu können.
Die Studierenden, die aus Namibia / Südafrika / Sambia in die Schweiz kommen, kennen die Unternehmenswelt nicht und haben ihr Land nie verlassen. Welchen kulturellen und fachlichen Herausforderungen stehen sie hauptsächlich gegenüber und wie helfen Sie ihnen, diese zu bestehen?
Die grösste Hürde ist oft, dass sie nicht gewohnt sind zu fragen. Das kann für das Team belastend sein, denn der Lernprozess wird gebremst, wenn die latenten Fragen nicht gestellt werden. Deshalb müssen wir die Studenten zuerst immer dazu bringen, zu fragen und nochmals zu fragen. Als Nächstes zeigen wir die Ähnlichkeiten auf und akzeptieren die Unterschiede einfach. Beispielsweise ist der Humor auf beiden Seiten sehr ähnlich, die Ansichten über Religion aber von Fall zu Fall sehr viel anders. Deshalb wollen wir unsere Teamleader darauf vorbereiten, eine freundliche und kollegiale Beziehung herzustellen, so dass das Eis rasch gebrochen ist. Ab diesem Moment bekommen die Studenten mehr Selbstvertrauen und lernen rascher.
Gemäss der B360 Philosophie sollte aus den ganzen Bemühungen und Aktivitäten für alle Beteiligten eine Win-win-Situation entstehen. Was braucht es, um das dreimonatige Praktikum für alle zu einem Win-win-Erlebnis zu machen?
Für ein KMU ist eine Praktikantin immer ein Stück weit eine Belastung. Das kann man nicht wegdiskutieren. Aber wie in der ersten Antwort bereits ausgedrückt, profitiert Mediaschneider extrem von der Erfahrung. Mitarbeiter sind mit Verantwortungen konfrontiert, die sie sonst nicht kennen, und das bringt sie beruflich und auch privat weiter. Die drei Monate müssen aber auf jeden Fall gut vorbereitet werden, damit sich alle involvierten Parteien bewusst sind, was auf sie zukommt.
Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit B360 vor, während und nach dem Praktikum bewerten?
Die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet. Die sorgfältige Auswahl der Kandidaten wie auch der Gastfamilien hat grossen Einfluss auf den Erfolg des Programms. Wir schätzen auch den professionellen Support auf der administrativen Seite. B360 macht hier einen hervorragenden Job.
Welchen persönlichen Rat würden Sie den Studenten / Praktikanten for ihr zukünftiges Arbeitsleben geben?
Ich kann das nur für diejenigen beantworten, die in unserer Branche tätig sein wollen. Innovation passiert überall. Das Internet, und besonders das mobile Internet, hat eine riesige Bedeutung und in Afrika sogar noch mehr Potential. Für Leute mit Ideen ist das eine unglaubliche Chance, die es bis vor einigen Jahren nicht gab. Trotzdem fehlt noch die Professionalisierung bei der Anwendung des Internets. Deshalb möchte ich allen Studenten raten, das Internet für ihr eigenes Leben zu nutzen. Sie sollen lernen und so viele Projekte wie möglich umsetzen, um von Flops und Erfolgen zu profitieren. Das wird sie für den Arbeitsmarkt sehr interessant machen.