Interview mit Martha Namutuwa

Industry Liaison Officer, Cooperative Education Unit (CEU)


 
 

Was sind die Fokusthemen und die Ziele der CEU an der NUST?

Die Einheit konzentriert sich darauf, Beziehungen und Partnerschaften zwischen der lokalen Wirtschaft, dem öffentlichen Sektor, Nichtregierungsorganisationen und Interessengruppen aufzubauen, um die Platzierung von Praktikanten zu erleichtern und WIL-Arbeitsplätze für Studenten zu beschaffen. Die Abteilung dient als Verbindungsglied zwischen den verschiedenen WIL-Beteiligten (Studenten, Wirtschaft und Universität).

Als Industry Liaison Officer stehen Sie in engem und regelmässigem Kontakt mit der Wirtschaft in Namibia und kennen die gegenwärtige Situation auf dem Arbeitsmarkt. Wie sehen Sie die Entwicklung der Wirtschaft im Allgemeinen und des Stellenmarktes im Besonderen?

Nach meiner Meinung steht die schwache Konjunktur in Namibia im Zusammenhang mit den strukturellen Verwerfungen auf dem Weltmarkt. Bisher verzeichnen wir eine konstante Entwicklung in den Sektoren Tourismus, Banken und Bergbau. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es eine grosse Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen, aber gemäss dem Skills Deficit Survey des namibischen Arbeitgeberverbandes von 2010 besteht eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage.

Wie schwierig ist es für NUST Alumni, Arbeit zu finden?

Es ist sehr schwierig und kann ein bis zwei Jahre dauern, eine Anstellung im Fachgebiet zu finden, das sie studiert haben.

Welches sind die grössten Herausforderungen für Studenten bei der Stellensuche nach dem Abschluss?

Das Fehlen von Stellenangeboten. Die Arbeitgeber fordern von den Abgängern Berufserfahrung auf ihrem Fachgebiet, obwohl sie eben erst abgeschlossen haben. Das Fehlen von Fähigkeiten für die sofortige Einsetzbarkeit könnte ebenfalls erschwerend wirken.

Der B360 Career Starter Workshop ist ein Projekt, das aus der engen Zusammenarbeit zwischen NUST und B360 entstand. Die Pilotphase liegt hinter uns. Was waren die wichtigsten Erkenntnisse und Highlights?

Die Verwendung von Fallstudien, Spielen und praktischen Beispielen fördert die aktive Mitarbeit der Studenten. Sie erfahren die Arbeitswelt direkt, so dass ihre Einsetzbarkeit zunimmt. Die individuellen Feedback-Gespräche mit jedem Studenten, bei denen ihre Stärken und Schwächen aufgezeigt werden, sind sehr nützlich und zeigen den Studenten, wie sie sich auf Vorstellungsgespräche und Praktika vorbereiten oder ein gutes Bewerbungsschreiben verfassen sollen. In den Rückmeldungen der Studenten steht, dass sie auch Zeitmanagement, Selbstvermarktung sowie Kommunikation lernen und viel Selbstvertrauen gewinnen.

Wir möchten gerne wissen, wie die NUST Dozenten und die Wirtschaftsvertreter die Idee dieses „Fitnessprogramms“ für Hochschulabsolventen aufnahmen und wie sie darauf reagierten.

Dieses “Fitnessprogramm” trägt dazu bei, die Studenten besser auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Ich denke, es wird von der NUST wie auch von den Mentoren und Vorgesetzten in der Wirtschaft positiv gesehen.

Weitere B360 Career Starter Workshops sind für die Zukunft geplant. Welchen spezifischen Aufgaben und Herausforderungen werden Sie und Ihr Team begegnen?

Es sind Aspekte wie Koordination, Durchführungsort, Anzahl von Bewerbern versus Anzahl Seminarplätze. Die Workshops müssen so geplant werden, dass sie nicht mit den normalen Vorlesungszeiten kollidieren. Und schliesslich ist es auch nicht einfach, die gedruckten Zertifikate rechtzeitig zu erhalten, weil mehrere Abteilungen in den Ablauf involviert sind.


Zum Abschluss der Workshops bekommen die erfolgreichen Absolventen das Career Starter and Work Readiness Certificate. Wie nützlich ist dieses Zertifikat Ihrer Ansicht nach für eine Stellenbewerbung?

Die Studenten können die Zertifikate ihrer Praktikums- oder anderen Stellenbewerbung beilegen. Das ist nützlich, weil es potenziellen Arbeitgebern zeigt, dass sie einen Workshop zur Steigerung ihrer Einsatzfähigkeit absolviert und für den Arbeitsplatz relevante Fähigkeiten erworben haben.

Was würden Sie sich von den namibischen Arbeitgebern in Bezug auf ihre Rekrutierungspolitik wünschen, vor allem was junge Leute betrifft?

Dass sie ihre Anforderungen an die Arbeitspraxis zurücknehmen und eine vermehrt auf Mentoring und Coaching ausgerichtete Politik bei der Rekrutierung verfolgen. Praktika von NUST-Absolventen sollten als Arbeitserfahrung gezählt werden.