Andrea Zeiger
Patrick Zeiger
Lecturer at PHLU, Luzern
Vice-Rector at GIBZ, Zug
Faculty of Human Sciences
Department of Education & Languages
Namibia University of Science and Technology
September 23 - October 14, 2016
Only available in German.
Ausbildung von Berufsschullehrpersonen in Namibia
Die Wirtschaft in Namibia ist dringend auf gut ausgebildete Berufsleute angewiesen. Derzeit krankt das Berufsbildungssystem an ungenügend ausgebildeten Lehrlingen, Instruktoren und Berufsschullehrpersonen gleichermassen. Seit der Unabhängigkeit von Südafrika 1990 ist Namibia bestrebt, eine eigenständige Wirtschaft aufzubauen. Bis 2030 - so die Vorstellung der Regierung - soll Namibia vom Schwellen- zum Industrieland aufsteigen und die Arbeitslosigkeit von derzeit über 50% drastisch reduzieren. Ein wichtiger Eckpfeiler zur Erreichung dieses Ziels bildet die Berufsausbildung. Deshalb sollen die Ausbildungsqualität sowie das Image der Berufsbildung gestärkt und für Schulabgänger attraktiver werden.
Die Geschwister Andrea Zeiger, Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Luzern, und Patrick Zeiger, Prorektor am Gewerblich-industriellen Bildungszentrum Zug GIBZ, verbrachten im Rahmen ihres Sabbaticals einen dreiwöchigen Freiwilligeneinsatz in Windhoek, wo sie zusammen mit dem Dozierenden-Team der NUST einen neuen Lehrplan für Berufsschullehrpersonen erarbeiteten.
Eine Vielzahl von Dokumenten und Literatur über das Schweizer Berufsbildungssystem und die Ausbildung von Berufsschullehrkräften im Gepäck reisten die beiden gespannt nach Windhoek, wo sie von der Universitätsleitung und von Dozierenden freundlich und zuvorkommend willkommen geheissen wurden. Nachdem sich die beiden vor Ort mittels Besuchen von Ausbildungszentren, Unterrichtshospitationen und Gesprächen mit Verantwortlichen einen ersten Überblick über das Berufsbildungssystem in Namibia verschaffen konnten, nahmen sie an Klausurtagungen des Dozententeams teil und durften ihre Optimierungsvorschläge einbringen. Von der offenen und selbstkritischen Haltung des Dozierenden-Teams waren die beiden positiv überrascht. Ihre Inputs wurden in der Ausarbeitung des neuen dreijährigen Ausbildungsganges gerne aufgenommen und im Team kritisch reflektiert. In angeregten Diskussionen wurden die Vorzüge des schweizerischen Berufsbildungssystems thematisiert, mit den Gegebenheiten in Namibia verglichen und passende Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet.
Das erfolgreiche Schweizer Berufsbildungsmodell basiert auf einem hohen Theorie-Praxis-Transfer und kann auf Erwartungsänderungen aus Wirtschaft und Gesellschaft adäquat und zeitgerecht reagieren. In Namibia muss die Verzahnung zwischen Betrieb, Schule und Wirtschaft erst noch aufgebaut werden. Grundlage einer hohen Qualität sind gut ausgebildete Berufsbildungsverantwortliche. Das namibische Berufsbildungssystem kennt jedoch keine höhere Berufsbildung. Die dortigen Lehrkräfte verfügen über keine fachliche Ausbildungsüberhöhung wie in der Schweiz, wo Berufsschullehrkräfte Erfahrungen und Kompetenzen bestmöglich kombinieren und so für hohe Ausbildungsqualität sorgen. Aus diesem Grund soll das Ausbildungsprogramm für Berufsschullehrpersonen in Namibia mit spezifischen Weiterbildungen in der angestammten Branche ergänzt werden. Darüber hinaus konnten Andrea und Patrick Zeiger viele Optimierungen im Bereich der Teaching Practice einbringen: angeleitete Unterrichtshospitationen mit anschliessenden Reflexionen sowie Video gestützte Analysen sollen ins neue Ausbildungsprogramm einfliessen. Ebenso interessiert nahmen die Dozierenden Tipps zur Erweiterung der Methodenvielfalt und Erörterungen zu Merkmalen guten Unterrichts entgegen.
Der Austausch brachte aber auch Vorzüge des namibischen Ausbildungssystems zu Tage. So soll die Ausbildung zur Berufsschullehrperson in Zukunft keine Sackgasse darstellen, da sie im Rahmen der Universitätsausbildung auch Erweiterungen der Berufsschullehrerkarriere durch akademische Abschlüsse ermöglichen soll.
Andrea und Patrick Zeiger sind mit vielen positiven Eindrücken von Land und Leuten aus Namibia zurückgekehrt und könnten sich einen erneuten ähnlichen Einsatz durchaus vorstellen.